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Historie des Heidelberg College

Heidelberg und die Briten, das passte schon immer.

Man schreibt den Beginn des 19. Jahrhunderts, als in Heidelberg eine kleine englische Kolonie entsteht, besonders in Neuenheim. Vor allem die schöne Lage soll es damals den Engländern aus besten Kreisen angetan haben.

Das Neuenheim College

Als die Briten 1843 das Neuenheim College gründen, sollen hier junge Engländer der Oberschicht  ihre Ausbildung erhalten und die Vorzüge des britischen und badischen Bildungssystems kennenlernen. Die vornehmen Herren importieren von der Insel gleich alle Sportarten, für die Heidelberg noch heute bekannt ist: Rugby, Rudern, Hockey, Tennis und Leichathletik. Das Schulgebäude steht damals zwischen Quincke- und Keplerstraße, bis auf die Sprachlehrer kommen alle Lehrer aus England. Hinter dem Speisesaal liegen große Fußball- und Cricket-Felder.

Den offiziellen Namen Neuenheim College erhält die Schule 1891unter Lionel Armitage. Doch die Schule muss ums Überleben kämpfen, denn um die Jahrhundertwende sinkt die Schülerzahl auf etwa 30.

Gründung des Heidelberg College

Unter den Lehrern befindet sich auch ein gewisser Dr. Albert Holzberg, der am 1. Januar 1887 zusammen mit seinen Kollegen A.B. Catty und Walter Lawrence das Heidelberg College gründet, direkt am Neckarufer. Das ist die Geburtsstunde unserer heutigen Schule, und die drei Schüler sind mit vier Lehrern bestens versorgt. Dr. Holzberg und A.B.Catty kaufen schließlich am 5. April 1906 für 1000 Pfund den Namen des Neuenheim College. Das Heidelberg College übernimmt alle übrig gebliebenen Schüler, die Tradition des Neuenheim College wird nun im Heidelberg College fortgeführt. Bis zum Ersten Weltkrieg bleibt das College eine englische Schule mit hohem Renommee, zu Kriegsausbruch ist das Internat für mehrere Jahre ausgebucht.

Doch der Krieg zerstört alles, was in fast 30 Jahren aufgebaut wurde: Alle Schüler und die meisten Lehrer sind nicht mehr erwünscht und verlassen die Schule. A.B. Cattys Anteile werden vom Staat beschlagnahmt, Albert Holzberg muss sie öffentlich ersteigern. Während an der Front erbittert gekämpft wird, dient das Schulgebäude als Lazarett mit provisorischem OP-Saal, der sich im Waschraum der Turnhalle befindet.

 Als 1917 der Unterricht mit sieben Schülern wieder aufgenommen wird, ist das Heidelberg College keine englische Schule mehr, sondern ein Realgymnasium mit Internatsschülern aus ganz Deutschland. 1919 kommt die gymnasiale Oberstufe hinzu, das College wird damit eine Vollanstalt. 1940 erhält das College die staatliche Anerkennung, bis dahin müssen die Schüler ihr Abitur  außerhalb an einer staatlichen Schule ablegen. 

Eine englische Schule zwischen zwei Weltkriegen

Turbulent geht es auch unter der NS-Diktatur zu: Erst muss sich die Schule 1933 umbenennen in Dr. Albert Holzbergs höhere Lehr- und Erziehungsanstalt, 1944 wird die Schule aufgelöst und ein Jahr später besetzen die US-Amerikaner die Gebäude Nr. 16 und 16a, und das hat einen Grund: Das College war zwischendurch von einer NS-Schule benutzt worden. Erst 1955 erhalten die Eigentümer ihre Schule zurück. Die Amerikaner transportieren nicht nur wertvolle Möbel ab, sondern kassieren auch die staatliche Anerkennung des Heidelberg College.
Ins Haus Nr. 24 im heutigen Internat zieht 1946 der wissenschaftliche Springer-Verlag ein. Dr. Edgar Holzberg, der 1947 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt, arbeitet bis 1957 bei Springer als Generalvertreter in der Werbung und sichert so das wirtschaftliche Überleben der Familie. 1949 stirbt Schulgründer Albert Holzberg, und im selben Jahr wird der heutige Schulleiter Edgar-Julian Holzberg geboren.

1955 zieht der Springer-Verlag wieder aus, das Gebäude ist für den expandieren Verlag längst zu klein geworden. Auch die Amerikaner beschlagnahmen nun nichts mehr, sie erhalten ein großes Gebäude in der Südstadt und geben die Gebäude 16 und 16a wieder frei. Im Wirtschaftswunderland der BRD sind Internatsplätze jetzt dringend gefragt, in den Häusern 16 und 24 wird ein Schülerheim ins Leben gerufen. 1957 wohnen dort bereits 78 Schüler, die allerdings auch andere staatliche Schulen in Heidelberg besuchen müssen.

 Ein Neubeginn

Jetzt geht auch der Unterricht wieder richtig los: Am 2. Mai 1957 starten 210 Schüler und 20 Lehrer in die neue College-Ära, wie die meisten Schulen Heidelbergs ist es zu diesem Zeitpunkt eine reine Jungenschule. Die Schülerzahlen steigen schnell, nur zwei Jahre später zählt das College bereits 250 Jungen; ein Drittel besucht das Internat.
Bis 1965 müssen die College-Schüler ihr Abitur außerhalb der Schule ablegen, oft sogar in Schwetzingen und Ladenburg. 1967 ist es dann so weit: Das Heidelberg College erhält wieder die volle staatliche Anerkennung, der heutige Direktor Edgar-Julian Holzberg legt im gleichen Jahr sein Abitur ab. Das Haus mit der Nr. 24 wird nun zum reinen Internatsgebäude, die frei werdenden Räume im Haus 16 werden zu Lehrerzimmern und Unterrichtsräumen umgestaltet.

Die 70er Jahre sind für das College keine einfache Zeit: Die Schülerzahlen sinken seit dem Höchsttand 1959 kontinuierlich, die Schulleiter kommen und gehen. Viele Direktoren nehmen einige Schüler beim Wechsel an ihre neue Schule gleich mit. Das neugegründete private Boxberg-Gymnasium verschärft den Wettbewerb um Heidelbergs Schüler. Ab 1978 werden auf dem College auch Mädchen aufgenommen, die Schülerzahl sinkt bis 1980 trotzdem auf 175 Schüler , einer Zahl, bei der es für das Überleben der Schule langsam kritisch wird.

Der Wendepunkt kommt 1980, als Edgar-Julian Holzberg die Schulleitung übernimmt. Die gesamten Sommerferien nützt der damals 31-Jährige dazu, neue Schüler für das College zu rekrutieren. Mit Erfolg: 221 Schülerinnen und Schüler zählt die Schule im Schuljahr 1980/81. Es bleibt noch viel zu tun, aber ein erster und viel versprechender Neuanfang ist gemacht. 
Das Boxberg-Gymnasium geht 1987 endgültig pleite, das Heidelberg College übernimmt die 25 Schüler. Die Zeiten sind dennoch hart: Es melden sich kaum Fünftklässler an, die wenigen, die kommen, werden in Sport und Kunst sogar zeitweise mit den Sechstklässlern unterrichtet. Keine leichte Zeit also für die Privatschulen.

Anfang der 80er Jahre wird am Heidelberg College das Unterrichtsangebot deutlich erhöht, ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Zug etabliert sich neben Französisch als zweiter Fremdsprache. Mit den Zugängen vieler neuer, junger und engagierter Kollegen wie Frau Stern, Herrn Didicher, den Heuns, Frau Schmidt und Frau Didicher-Bischof werden auch die außerschulischen Projekte enorm erhöht: Projekttage gehören nun ebenso zum festen Bestandteil des College wie das Schulfest, es gibt einen Tag der offenen Tür, Infoabende für Eltern aus der vierten Grundschulklasse. Und die neuen Fünftklässler werden an einem Extratag begrüßt, um ihnen den Anfang so angenehm wie möglich zu gestalten, eine Tradition, die sich bis heute gehalten hat.

Seit 1988 steigen die Schülerzahlen wieder rasant an, das Kollegium wird weiter verjüngt. Mit Herrn Bischof gibt es ab dem Schuljahr 1992/93 erstmals einen stellvertretenden Schulleiter,  eine Rolle, die Herr Bischof über 20 Jahre  inne hatte und die nun Herr Groitzsch übernommen hat. Die kostenlose Hausauf­gaben­betreuung wird in den 90er Jahren zunehmend ausgebaut; die Ganz­tages­schule, die die Kinder bis in den Nachmittag versorgt und betreut, ist am College zu dieser Zeit längst Realität. Bis heute erhalten die Eltern neben der Zwischen­infor­mation in einem Beiblatt auch eine Information zum Verhalten der Schülerinnen und Schüler beim Erledigen der Hausaufgaben.

Nicht wegzudenken ist in der Geschichte des Heidelberg College das Internat. 1982 wurde das erste Mädchen aufgenommen; drei Jahre musste es die Dame alleine aushalten. Seit 1991 halten sich bis heute Jungen und Mädchen in etwa die Waage. Gleich geblieben ist auch der Tagesablauf der Internatler: Obligatorische Hausaufgabenbetreuung nach dem Unterricht, Freizeitprogramm von 16-18 Uhr und nach dem Abendessen von 19 bis 20 Uhr gibt es noch eine Abendarbeitsstunde, die von erfahrenen Pädagogen geleitet wird. Die Zahl der Internatsschüler hat sich konstant bei etwa 40 eingependelt.

Der Wendepunkt

In den 90er Jahren erlebt das College einen rasanten Aufstieg. Immer mehr Schüler werden bereits in Klasse 5 eingeschult, viele Klassen laufen nun zweizügig. 1994 erhält die Informatik einen eigenen Raum mit moderner Einrichtung, im Internat werden die Räume 1 und 2 für die Oberstufe umgebaut. Seit dem Jahr 2000 gibt es Spanisch als dritte Fremdsprache, das neue Fach Naturphänomene, Informatik auch in der Unterstufe, Naturwissenschaften und Technik. In Klasse 9 wird das Sportprofil als Hauptfach eingeführt. Die Schule ist nun komplett zweizügig, viele junge Lehrkräfte setzen an der Schule frische Impulse.

Der nächste große Umbruch kommt 2004, als es wieder neue Fächer, Lehrpläne und ein neues Abitur gibt. Auch der Aufstieg moderner Medien in den Unterrichtsalltag ist inzwischen nicht mehr wegzudenken. Die Klassenräume im College werden stetig erneuert und modernisiert, inzwischen nähert sich die Schule bei den Schülern langsam, aber sicher der 500er-Marke.

2012 war für die Schule in jeder Hinsicht ein ganz besonderes und außer­gewöhnliches Jahr. Die lang ersehnte räumliche Erweiterung der Schule wurde abgeschlossen. Pünktlich zum ersten Schultag wurden die neuen Räume in Betrieb genommen. Zeit, sich auch einmal bei den Schülern und Lehrern für die große Geduld zu bedanken, die unser Bauprojekt erfordert hat. Es war mit Sicherheit keine einfache Zeit für alle Beteiligten, auch nicht für unseren Bauleiter Herrn Winter. Denn der hat zuletzt praktisch auf der Baustelle übernachtet, um sich um alle auftretenden Probleme zu kümmern und diese sehr pragmatisch zu lösen. Ein herzliches Dankeschön auch dafür!

Rund 300 Quadratmeter an neuer Schulfläche wurden gewonnen, das neue Gelände ist zum Berg hin terrassiert. So können wir unseren Schülern noch mehr Raum bieten, Schlossblick inklusive. Im Neubau haben wir zudem seit kurzem einen Multi-Media-Raum, an dem unsere Lehrkräfte und Schüler sicherlich noch mehr Spaß am Lernen haben werden. Dies alles geschah im Rahmen unseres großen Jubiläums, denn im Sommer 2012 haben wir das 125-jährige Bestehen des Heidelberg College mit Projekttagen und im Rahmen unseres Schulfestes gebührend gefeiert.

Sei mehr als 130 Jahren blickt das Heidelberg College nun vom Heiligenberg auf die Heidelberger Altstadt und seine weltberühmte Schlossruine hinüber und es lässt sich eines mit Sicherheit sagen: Das HC ist für die Zukunft bestens gerüstet.

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